Fakt und Fiktion: Wie Legenden entstehen

Jede Legende ist ein Feuerwerk aus Fakten und Fiktion – wer kennt sie nicht von Kindesbeinen an: die Nibelungen, die Loreley oder die Legende des Rattenfängers von Hameln? Die Faszination dieser Geschichten ist seit je her ungebrochen. Die wahren Begebenheiten und Personen, auf den sie beruhen, wurden im Laufe der Zeit auf kreativster Weise ausgeschmückt und mit übernatürlichen Elementen angereichert. Trotzdem vermitteln sie wichtige Moralvorstellungen einer Gesellschaft und lassen das Heldentum zusammen mit der Vorstellung an vergangene Zeiten erstrahlen.

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Jede Legende folgt klaren Strukturen

Gesellschaftliche Bedeutung von Legenden

Einflüsse wie eine Legende erzeugt wird

Wurden Legenden gezielt eingesetzt?

Warum verschwinden Legenden nicht?

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Jede Legende folgt klaren Strukturen

Alle Legenden besitzen ein systematisches Gerüst, das die Geschichte stützt. Dazu werden sechs Hauptmerkmale genutzt:

Gleich zu Beginn wird der historische Hintergrund erwähnt. Er führt den Leser in die Erzählung ein und stellt die Hauptfiguren vor. Im nächsten Schritt finden sich kulturelle Gegebenheiten, die geschickt eingeflochten werden und den Ursprung der Geschichte erklären.

Bereits jetzt befinden wir uns mitten in der Hauptgeschichte, in der gleich mehrere Aspekte berücksichtigt werden müssen: Der Kernkonflikt bildet das Ereignis, worauf die Hauptfiguren aktiv werden müssen. Magische Objekte, Fabelwesen oder übernatürliche Ereignisse dürfen nun auf keinen Fall fehlen, damit die Heldenreise einer Legende würdig ist. Die Herausforderung, die jetzt auf den Helden wartet, ist stets von moralischen Vorstellungen geprägt.

Sobald der Höhepunkt der Legende gipfelt, wird so der entscheidende Moment erzeugt, der über Erfolg oder Misserfolg des heldenhaften Abenteurers entscheidet. Die Wirkung aller Handlungen wird aufgeschlüsselt und gibt die Lösung preis. Das Ende zeigt die Moral auf und verweist auf die Lehre, die aus der Legende gezogen werden soll.

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Gesellschaftliche Bedeutung von Legenden

Eine elementare Aufgabe von Legenden ist die Aufarbeitung von Ängsten und die Sehnsucht nach der Hoffnung. Unerklärliches bekommt eine Erklärung, die für den Verstand greifbar ist. Oftmals wird sogar ein Lösungsweg aufgezeigt. In dieser Hinsicht ähneln sich Märchen und Legenden. Ohnehin spiegelt sich viel Folklore in den oftmals epischen Legenden wider und bereichert die Gesellschaft.

Legenden stärken die Gemeinschaft, in der sie weitergegeben werden, indem sie das Wirgefühl fördern sowie den Zusammenhalt und das Sozialverhalten verbessern.

Durch die Erzählung können zudem praktische Fähigkeiten, das Wissen von historischen Ereignissen oder Werten und Moralvorstellungen weitergegeben werden. Der Nutzen für den Zuhörer oder Leser ist demnach sehr vielfältig. Durch die unterhaltsame Aufbereitung gerät die Geschichte nicht so schnell ins Vergessen.

Einflüsse wie eine Legende erzeugt wird

Damit die Heldenerzählung zu einer wahren Legende werden kann, sind mehrere Einflüsse notwendig. Die Basis bilden stets historisch belegbare Ereignisse. Sie sind der wahre Kern der Legende. Da die meisten Legenden weit zurückreichen, verwundert es nicht, dass sie aus mündlichen Überlieferungen stammen. Damals waren nur die wenigsten Menschen gebildet und beherrschten das Schreiben. Ein Phänomen, das nun geschieht, kann man sich vorstellen, wie bei dem Kinderspiel „Stille Post“, bei dem jemanden ein Wort ins Ohr geflüstert wird.

Das verstandene Wort wird nun dem nächsten Spieler leise ins Ohr gesprochen. Dies setzt sich so lange fort, bis der letzte Mitspieler erreicht wurde. Jetzt muss dieser das Wort, das bei ihm angekommen ist, laut aussprechen. Jeder, der das Spiel kennt, wird bestätigen können, dass meistens ein gänzlich anderes Wort herauskommt als das Ursprungswort, mit dem begonnen wurde.

Ebenso verhält es sich mit mündlichen Überlieferungen und Augenzeugenberichte. Jeder schmückt die Geschichte ein wenig mehr aus. Auf diese Weise fließen kulturelle und regionale Traditionen zusammen. Diese wiederum paaren sich mit den religiösen und mystischen Vorstellungen der damaligen Menschen, die sich längst nicht alle Naturerscheinungen erklären konnten. Eine fast schon wüste Mischung der menschlichen Fantasie wird mit Symboliken und tiefgründigen Orten verbunden. Legenden sind also altertümliche Urban-Fantasy-Geschichten. Die Faszination für das Unbekannte, für Rätsel und Geheimnisse befeuern dadurch die „Über-Mensch-Werdung“ des Helden.

Aller Hinzudichtungen zum Trotz muss der Moral gefolgt werden. Sie ist ein unumstößliches, ehernes Element, welches die Geschichte zu einer echten Legende werden lässt.

Je häufiger diese Erzählungen weitergegeben wurden, umso tiefer sind sie in das gesellschaftliche Gedächtnis eingebrannt worden. Dies trifft vorwiegend bei Legenden zu, die zu einem späteren Zeitpunkt von Geschichtensammlern aufgeschrieben wurden.

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Wurden Legenden gezielt eingesetzt?

Es ist gar nicht unüblich, dass damalige Herrscher ihre Macht durch den Einsatz einer Legende legitimieren wollten. Darunter fallen herausragende Legenden wie „Die Nibelungen“. Diese wurden im 19./20. Jahrhundert als Propaganda eingesetzt, um den nationalen Stolz und die kulturelle Identität zu fördern.

Auch die Legende um „Barbarossa“ wurde im Kaiserreich des 19. Jhd. dazu genutzt, nationale Einheit und Stärke zu versinnbildlichen.

Ebenso galt „Hermann der Cherusker“ als Ausdruck des Freiheitskampfes und der Unabhängigkeit während der deutschen Einigungskriege.

Der Rattenfänger von Hameln“ hingegen verdeutlichte die Gefahren von Untreue und Disziplinlosigkeit und sollte die Wichtigkeit von Ehrgefühl und Folgsamkeit untermauern.

Ein weiteres Beispiel ist die Legende des „Heiligen Georg“, die durch mehrere Jahrhunderte hindurch von verschiedenen Herrschern dazu genutzt wurde, christliche Tugenden und den Schutz des Glaubens herauszustellen. Bereits während der Kreuzzüge fand die Legende als Untermauerung Anwendung, als die Kreuzritter auszogen, um gegen das „Böse“ zu kämpfen.

An den genannten Legenden lässt sich gut erkennen, wie zweckgerichtet diese von politischen Oberhäuptern eingesetzt wurden, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Auch heute noch bedienen sich politische Kräfte moderner Legenden, um das Volk in ihrem Sinne auszurichten. Zu nennen sind hier verschiedene Verschwörungstheorien wie der „Große Austausch“, „Covid-19“ oder „der Klimawandel“, auch politische Bünde wie die „Illuminaten“, „Freimaurer“ oder die „Young Global Leaders“ des „World Economic Forums“ reihen sich hier nahtlos ein. Auffallend ist stets, dass bei allen Legenden überaus kontroverse Aussagen im Umlauf sind und es wirklich schwer ist, die Wahrheit herauszufinden. So lässt sich auch die Frage danach beantworten, ob es auch heute noch möglich wäre, eine Legende zu erschaffen.

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Warum verschwinden Legenden nicht?

Sobald eine Geschichte zur Legende geworden ist, beginnen Künstler diese in ihren Kunstwerken umzusetzen. Dabei werden sämtliche Medien genutzt, die zur Verfügung stehen: als Bild auf Leinwand sowie als Film oder Buch. Natürlich halten regionale Festspiele und Bräuche die Legende am Leben.

Zudem sind Legenden einfach sehr unterhaltsam. Es sind Geschichten, die leicht zu erzählen sind und die von allen Menschen verstanden werden. Sie beantworten tief verwurzelte Bedürfnisse und können gleichzeitig durch ein paar kleine Änderungen an moderne Ereignisse und Geschehen angepasst werden.

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