Warum Märchen auch heute noch für Kinder wichtig sind

Ich begegne immer häufiger dem Satz: „Märchen sind so grausam, das darf man seinen Kindern nicht zeigen.“ Das ist meiner Auffassung nach sehr schade. Warum Märchen auch heute noch für Kinder wichtig sind, und warum sie bis heute nichts von ihrer Faszination verloren haben, das erkläre ich dir in diesem Artikel.

In diesem Artikel erwartet dich:

Wie erleben Kinder Märchen?

Traditionen und Kultur

Lebensweisheiten kennenlernen

Sprachgewandtheit und Ideenreichtum

Spannung und Unterhaltung

Inspiration für weitere Werke

Wie erleben Kinder Märchen?

Für Kinder ist die Märchenwelt lebendig. Es ist völlig normal, dass Tiere sprechen, Menschen sich in Tiere verwandeln und es Hexen, Zwerge, Zauberer und Elfen wirklich gibt.

Für Kinder sind die deutlichen Bilder im Märchen wichtig, sie erwecken nicht nur das Märchen zum Leben, sondern zeugen von Gerechtigkeit. Die Hexe bei Hänsel und Gretel hat es verdient zu verbrennen, weil sie die Kinder verspeisen wollte. Der Wolf, der Rotkäppchen und die Großmutter verputzt hat, verdient den Tod ebenso. Kinder fassen dies nicht als grausam auf, sondern als gerecht. Für Kinder gibt es nur Gut oder Böse, Schwarz oder Weiß, das entspricht ihrem Entwicklungsstand.

Kinder ab ungefähr vier Jahren fangen an, Märchen für sich zu verarbeiten. Jetzt gibt es Märchen, die man ständig vorlesen muss. Das Lieblingsmärchen hilft dem Kind dabei, seine Stellung bezüglich seiner Geschwisterchen zu finden oder sich von den Eltern abzunabeln und Selbstständigkeit zu entwickeln. Wichtige Prozesse, die durch Märchenerzählen positiv unterstützt werden.

Deshalb ist es ebenso wichtig, nicht nur das Märchen vorzulesen oder zu erzählen, sondern bei Fragen vom Kind richtig zu reagieren. Erwachsene sollten dem Kind bei der Lösung der Frage helfen, diese aber nicht beantworten. Es ist wichtig, dass das Kind seine ganz eigenen Schlüsse aus dem Märchen zieht und diese nicht vorgegeben werden.

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Traditionen und Kultur

Märchen werden seit Jahrhunderten erzählt und mündlich weitergetragen. Auf diese Weise tragen die Überlieferungen dazu bei, ganze Generationen miteinander zu verbinden.

Man erfährt viel über das Leben in der Vergangenheit: Wie haben die Menschen damals gelebt? Woran haben sie geglaubt? Wie haben sich die Menschen damals die Welt erklärt? Was war ihnen wichtig? Wie haben sich moralische und kulturelle Gewohnheiten verändert?

Bezieht man dies nicht nur auf den deutschsprachigen Raum, sondern betrachtet sich die Märchen weltweit, stellt man nicht nur immens viele Ähnlichkeiten fest, sondern lernt auch unterschiedliche Kulturen besser kennen.

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Lebensweisheiten kennenlernen

Wer möchte nicht, dass sein Kind sich fair, ehrlich und gerecht anderen gegenüber verhält? Wer wünscht sich nicht, einen guten Menschen zu erziehen, der in der Lage ist, mit Herausforderungen umzugehen und diese erfolgreich zu bewältigen?

Alle Märchen vertreten eine moralische Komponente und geben zeitlose Lebensweisheiten wieder. Dadurch helfen sie Kindern, Werte kennenzulernen und diese für sich zu nutzen und am Leben zu erhalten. So können sie diese eines Tages an ihre eigenen Kinder weitergeben – eine schöne Familientradition.

Das Vorlesen oder Erzählen dieser Geschichten stärkt die Familie von innen. Man verbringt gemeinsam Zeit und erlebt einige Abenteuer in einer sicheren und liebevollen Umgebung. Dadurch entsteht eine tiefe Bindung und Vertrauen zueinander.

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Sprachgewandtheit und Ideenreichtum

Wie beiläufig lernen Kinder einen größeren Sprachschatz aufzubauen und verstehen, wie unterschiedliche Erzählstrukturen funktionieren und wie sie diese gezielt nutzen können.

Außerdem wird die Fantasie angeregt. Die bildliche Vorstellung der Geschichte lässt ganze Landschaften und Welten im Kinderkopf entstehen. Viele Kinder setzen die Vorstellungen kreativ um, indem sie Bilder malen, basteln oder einige Episoden aus den Märchen nachspielen.

In jedem Märchen gibt es mindestens eine Figur, mit der sich die Kinder sofort identifizieren. Ein wichtiger Aspekt, der es dem Kind ermöglicht, sich selbst besser zu begreifen und zu verstehen.

Weiterhin erfahren Kinder, was es bedeutet, sich mit anderen Figuren auseinanderzusetzen, sich in diese hineinzuversetzen. Gerade die Empathie für andere Menschen wird hier enorm gefördert.

Auf diese Weise erleben Kinder die grundlegenden menschlichen Erfahrungen und Emotionen. Durch das Märchen wird dieses Erleben greifbar und die Bedeutung real.

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Spannung und Unterhaltung

Natürlich sind Märchen auch einfach spannend und unterhaltend. Sie ermöglichen das Abschalten vom stressigen Alltag. Oftmals sind Kinder durch die Informationsflut des Tages so überlastet, dass es ihnen guttut, sich auf ein einfaches Märchen zu konzentrieren und in eine fantastische Welt abzugleiten.

Ja, Märchen sind grausam, aber sie bieten auch die Möglichkeit, sich mit Ängsten und Herausforderungen auseinanderzusetzen. Nehmen wir Hänsel und Gretel. Dass es keine Hexen gibt, ist jedem heute klar.

Aber die Angst allein gelassen zu werden oder Haushalte, in denen es nicht genügend Zeit für ein Familienleben gibt, weil man zwei Jobs braucht, um in diesen oftmals anstrengenden Zeiten über die Runden zu kommen – das ist real.

Und über diese Realität handelt das Märchen und zeigt Lösungsansätze auf. Das heißt nicht, dass das Kind seine Eltern in einen Backofen schubsen soll. Aber es zeigt, dass, wenn man fest zusammenhält, man auch aus einer ganz furchtbaren Situation herauskommt und alles wieder gut wird.

Damit wird deutlich, dass Märchen nicht nur die archetypischen Rollenbilder wie Hexe, Narr, Prinzessin und Held widerspiegelt, sondern auch die Konflikte zwischen Gut und Böse, Arm und Reich oder Macht und Ohnmacht (Hilflosigkeit) thematisiert.

Die Hauptfigur des Märchens wächst durch die Aufgaben und Herausforderungen, die es zu bewältigen gibt, stets über sich hinaus. Eine Art Reifungsprozess wird hier vollzogen.

Somit könnte man die Märchen als eine Art Reise zu sich selbst auffassen. Auf dieser Reise wird man stärker und lernt dazu. Ein eigentlich sehr wunderbarer Prozess, der mit einem Abenteuer gleich viel mehr Spaß für den Leser und Zuhörer macht.

Nichtsdestotrotz betrachtet man den Großteil der Märchen, gehen diese, mit nur ein paar wenigen Ausnahmen, immer gut aus. Das fördert das Bewusstsein dafür, dass Hoffnung und Optimismus auf ein besseres Morgen immer angebracht sind.

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Inspiration für weitere Werke

Zahlreiche Künstler wurden und werden bis heute von Märchen inspiriert oder sogar beeinflusst. Ob Film, Bild oder Literatur, überall findet man die Märchen in der ein oder anderen Form wieder.

Besonders im Fantasy- oder Urban-Fantasy-Genre bedienen sich Autoren und Filmemacher gerne aus den alten Motiven und verarbeiten so die Urängste und Uremotionen der Menschheit.

Diese werden bereits von Kindern ab 4 Jahren verstanden und prägen noch im Erwachsenenalter das Sozialverhalten. Kaum verwunderlich also, dass sich viele Jugendliche und Erwachsene nach wie vor für magische Welten, übernatürliche Wesen und fantastische Abenteuer begeistern.

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